1) Lesen Sie bitte folgenden Text, in dem August Bebel 1869 die Ziele der Sozialdemokratie formuliert:
„Die bürgerliche Demokratie geht von der Ansicht aus, dass die politische Freiheit eigentlich alles sei, was der Mensch verlangen könne, höchstens habe der Staat für eine ausreichende Bildung aller Staatsbürger zu sorgen und die Steuern so einzurichten, dass keiner ungerecht betroffen werde. Das sind drei Dinge, die wir akzeptieren, die aber nicht ausreichen. Der Staat soll allerdings – so meinen auch die Sozialdemokraten – die Freiheit garantieren, aber auch darauf sehen, dass die Freiheit des einen der Freiheit des anderen keinen Schaden bringe. Die politische Freiheit aber kann keine gleiche sein, wenn ökonomische Ungleichheit existiert. ... Was nützt ihm [dem Arbeiter] die bloße politische Freiheit, wenn er hungert ... um schließlich elend zugrunde zu gehen. ... als Zweck des Staates betrachtet die Sozialdemokratie die Herstellung der ökonomischen Gleichheit, also die Errichtung eines auf voller Freiheit und Gleichheit basierenden Staats- und Gesellschaftswesens“
a) Arbeiten Sie heraus, was Bebel unter „drei Dinge“ der bürgerlichen Demokratie versteht.
b) Erläutern Sie, warum Bebel diese „Dinge“ akzeptiert, der Staat seiner Ansicht nach aber mehr leisten müsse
2) Erklären Sie, warum Bismarck in der politisch organisierten Arbeiterschaft eine Bedrohung für das Kaiserreich sah und wie er darauf reagierte.
3) „Meiner Meinung nach liegt der Sieg über die lügenhaften Versprechungen und schwindelhaften Ideen, mit welchen die Führer der Sozialdemokratie die Arbeitermassen ködern, namentlich in dem tatkräftigen Beweise, daß der Staat oder wie bei uns der König, zu dessen dynastischer Tradition es zudem gehört, sich der wirtschaftlich Schwachen und Bedrängten annimmt. Nicht als Almosen, sondern als Recht auf Versorgung, wo der gute Wille zur Arbeit nicht mehr kann … Die sozialpolitische Bedeutung einer allgemeinen Versicherung der Besitzlosen erscheint mir unermeßlich; es gilt in der großen Masse der Besitzlosen eine konservative Gesinnung zu erzeugen, welche das Gefühl der Pensionsberechtigung mit sich bringt. Warum sollte der Soldat der Arbeit nicht eine Pension haben wie der Soldat oder der Beamte? Das ist Staatssozialismus, das ist praktisches Christentum in gesetzlicher Betätigung.“
Versuchen Sie eine Deutung der beiden hier abgedruckten Quellen unter der Fragestellung „Anspruch und Wirklichkeit“
4) Bismarck hat sein außenpolitisches Konzept nach 1871 so formuliert: „Unser Interesse ist, den Frieden zu erhalten. Dementsprechend müssen wir unsere Politik einrichten, das heißt, den Krieg nach Möglichkeit hindern oder einschränken, uns in dem europäischen Kartenspiele die Hinterhand wahren und uns durch keine Provokationen drängen lassen“. Nennen Sie die Mittel, mit denen Bismarck dieses Ziel zu verwirklichen versuchte.
5) Sehen Sie sich bitte die Ihnen bereits bekannte Karikatur an.
„Der Lotse geht von Bord“. Karikatur von Sir John Tenniel, „Punch“ 1890. Nach Bismarcks Entlassung 1890 schrieb ein englischer Politiker, dass die Entlassung Bismarcks ein ungeheuerliches Unglück sei, dessen Auswirkungen sich in ganz Europa bemerkbar machen würden. Stimmen Sie dieser Einschätzung zu? Begründen Sie bitte Ihre Antwort auch mit Blick auf die Karikatur.