Aufgabe 1)
Zu den wichtigen ideengeschichtlichen Voraussetzungen der Französischen Revolution gehört die Philosophie der Aufklärung, in der die damaligen politischen Verhältnisse kritisiert wurden.
a) Welchen Einfluss (politisch, wirtschaftlich, sozial) hatten die französischen Könige im 17. und 18. Jahrhundert?
b)Wie sollte nach Ansicht der Aufklärer die Macht im Staat verteilt sein?
Aufgabe 2)
Einer der populärsten Vertreter der Aufklärung in Frankreich war Jean-Jacques ROUSSEAU (1712–1778). Er entwickelte die Idee des „Gesellschaftsvertrages“ und einer auf Freiheit und Gleichheit beruhenden Demokratie. Lesen Sie zunächst genau folgenden Text von ROUSSEAU und bearbeiten Sie erst danach die Fragen:
„Wie findet man eine Gesellschaftsform, die mit der ganzen gemeinsamen Kraft die Person und das Vermögen jedes Gesellschaftsmitgliedes verteidigt und schützt, und kraft deren jeder Einzelne, obgleich er sich mit allen vereint, gleichwohl nur sich selbst gehorcht und so frei bleibt wie vorher? Dies ist die Hauptaufgabe, deren Lösung der Gesellschaftsvertrag gibt ... (Der Gesellschaftsvertrag) lässt sich in folgende Worte zusammenfassen: Jeder von uns stellt gemeinschaftlich seine Person und seine Kraft unter die oberste Leitung des allgemeinen Willens, und wir nehmen jedes Mitglied als untrennbaren Teil des Ganzen auf ... Die Gesellschaftsgenossen führen als Gesamtheit den Namen Volk und nennen sich einzeln als Teilhaber der höchsten Gewalt Staatsbürger ... (Worin besteht) das höchste Wohl aller, das der Zweck ... der Gesetzgebung sein soll? (Er) besteht (in) Freiheit und Gleichheit ... (Unter) Gleichheit ... ist nicht zu verstehen, dass alle eine durchaus gleich große Kraft und einen ebenso großen Reichtum besitzen, sondern dass die Gewalt ... nur kraft der Gesetze und der Stellung im Staat (ausgeübt werden) darf, dass ferner kein Staatsbürger so reich sein darf, um sich einen anderen kaufen zu können, noch so arm, um sich verkaufen zu müssen. Dies setzt auf Seiten der Kleinen Mäßigung des Geizes und der Habsucht voraus ... Will man dem Staat Bestand verleihen, so darf man weder zu Reiche noch Bettler dulden ... Was ist denn nun die Regierung? (Sie ist nur) ein Auftrag, ein Amt, in dem einfache Beamte des Staatsoberhaupts (die durch den Gesellschaftsvertrag vereinten Staatsbürger) in sei- nem Namen die Macht ausüben, die er ihnen übertragen hat, und die er, sobald es ihm gefällt, beschränken, abändern und ganz zurücknehmen kann ...“
(Jean-Jacques ROUSSEAU, Der Gesellschaftsvertrag oder die Grundsätze des Staats- rechts, Stuttgart 1974)
a) Nennen Sie anhand des Textes die Forderungen, die der Philosoph ROUSSEAU für eine seiner Ansicht nach gerechte Gesellschaftsform aufstellte.
b) In welcher Phase der Französischen Revolution wurde versucht, diese Ideen ROUSSEAUs in die Tat umzusetzen? Nennen Sie Beispiele und gehen Sie auch auf die Gruppen ein, die als Anhänger ROUSSEAUs bezeichnet werden können.
Aufgabe 3)
Die Revolution von 1789 setzte sich aus mehreren Teilrevolutionen zusammen, die vielfältig miteinander verbunden waren.
a) Schildern Sie die Ursachen und Auswirkungen der Revolution der Abgeordneten des dritten Standes. Gehen Sie in Ihrer Antwort auch auf die allgemeinen Inter- essen dieses Standes vor und während der Revolution ein.
b) Welche politischen und rechtlichen Veränderungen traten im Verlauf der Französischen Revolution ein, mit denen die Wirkung der Revolution bis heute begründet wird?
Aufgabe 4)
In diesem Fragenkomplex wenden Sie sich nun der Herrschaft NAPOLEONs in Frankreich und Europa zu. NAPOLEON äußerte sich 1797 vertraulich gegenüber dem französischen Gesandten in der Toskana, Miot de MELITO, über seine Ansichten zur Republik und zur Freiheit. Lesen Sie bitte zunächst die Quelle, und bearbeiten Sie danach die Fragen.
„Glauben Sie vielleicht, dass ich eine Republik begründen will: Welcher Gedan- ke! ... Das ist eine Wahnvorstellung, in die die Franzosen vernarrt sind, die aber auch wie so manche andere vergehen wird. Was sie brauchen, das ist Ruhm, die Befriedigung ihrer Eitelkeit, aber von Freiheit verstehen sie nichts ... Die Nation braucht einen Führer, einen durch Ruhm hervorragenden Führer, aber keine Theorien über Regierung, keine großen Worte, keine Reden von Ideologen, von denen die Franzosen nichts verstehen. Man gebe ihnen ihre Steckenpferde, das genügt ihnen, wenn man ihnen nur geschickt das Ziel verheimlicht, auf das man sie zumarschieren lässt.“
a) Bewerten Sie das Zitat vor dem Hintergrund der Ziele der Französischen Revolution und der eigenen Handlungsweise NAPOLEONs.
b) Nennen Sie Ursachen für das Scheitern des napoleonischen „Kontinentalsystems“, indem Sie politische und wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen.
c) Welche Auswirkungen hatten die Revolution von 1789 und die Politik NAPOLEONs in den Jahren 1806 bis 1813/14 auf die deutschen Staaten?
d) Zählen Sie in Stichworten die Ergebnisse des Wiener Kongresses von 1814/15 auf.