GESO 10N ILS --> Note 1,3 EINSENDEAUFGABE

1. Erklären Sie, wie die weltweite Ausbreitung des Imperialismus ab etwa 1870 mit
dem technischen, sozioökonomischen und politischen „Fortschritt“ in den Industriestaaten zusammenhing.
2. Charakterisieren Sie die wesentlichen Grundzüge der imperialistischen Herrschaft in
a) Indien
b) China
c) Lateinamerika.
3. Der Politiker Joseph Chamberlain, Staatssekretär der Kolonien in der damaligen britischen Regierung, in einer Rede vom 31. März 1897 über Großbritannien und seine
Kolonien:
„(…) Wir fühlen heute, dass unsere Herrschaft über diese Gebiete nur dann
gerechtfertigt werden kann, wenn wir zeigen können, dass sie zum Glück
und zum Wohlstand der Menschen beiträgt, und ich behaupte, dass unsere
Herrschaft dies tut und dass sie Ländern Sicherheit und Frieden und relativen
Wohlstand gebracht hat, die diese Segnungen vorher nicht kannten.
Indem wir dieses Werk der Zivilisation durchführen, erfüllen wir das, was
ich für unsere nationale Mission halte. Und es bietet sich uns dabei Raum, um
jene Fähigkeiten zu üben, die uns zu einer bedeutenden herrschenden Rasse
in dieser Welt gemacht haben. Ich sage nicht, dass unser Erfolg in jedem Falle
vollkommen war, ich sage nicht, dass alle unsere Methoden über jeden Vorwurf erhaben waren, aber ich sage, dass in fast allen Fällen, in denen die
Herrschaft der Königin errichtet und die große »Pax Britannica«* zur Geltung gebracht wurde, mit ihr auch größere Sicherheit für Leben und Besitz eingekehrt und für die Masse der Bevölkerung eine materielle Verbesserung
der Verhältnisse eingetreten ist. Kein Zweifel, dass es anfangs, als diese Eroberungen gemacht wurden, viel Blutvergießen gab, dass es unter der Eingeborenenbevölkerung viele Menschenleben gekostet hat und Verluste an noch
kostbarerem Leben unter denen, die ausgesandt wurden, um diese Länder in
eine Art diszipliniertes Verhältnis zu uns zu bringen. Aber man muss sich
vergegenwärtigen, dass dies die Begleitumstände der Mission sind, die wir zu
erfüllen haben. (…)“
aus: Lautemann, W. & Schlenke M. (Hrsg.), Geschichte in Quellen. Das bürgerliche Zeitalter, München 1980, S. 576 f.
*Die lateinische Formulierung »Pax Britannica« bedeutet wörtlich übersetzt so
viel wie „britischer Frieden“. Damit war der Zustand gemeint, der nach dem Verständnis der Briten in den unter ihrer Macht stehenden Gebieten herrschte.
a) Fassen Sie den Quellentext zusammen.
b) Erläutern Sie am Beispiel des Quellentextes das Selbstverständnis des Imperialismus und zeigen Sie hiervon ausgehend auf, welche Leitideen und Grundsätze
der imperialistischen Ideologie zugrunde lagen. Beschränken Sie sich nicht auf
das britische Beispiel, sondern beziehen Sie sich allgemein auf den Imperialismus
bis zur Zeit des Ersten Weltkrieges. 4. Inwieweit stimmte die Legitimation, die sich der Imperialismus mit seiner Ideologie
zu verschaffen versuchte, mit der historischen Wirklichkeit überein?
Setzen Sie sich am Beispiel Afrikas mit dieser Frage auseinander, indem Sie die Herrschaftspraktiken der imperialistischen Mächte gegenüber den dortigen indigenen
Völkern einer kritischen Betrachtung unterziehen.
5. Nach 1890 änderte sich die Außenpolitik des Deutschen Reiches deutlich.
a) Erläutern Sie, worin diese Veränderung bestand. Gehen Sie dabei insbesondere
auf die Kolonialpolitik ein.
b) Zeigen Sie auf, wie die deutsche Außenpolitik nach 1890 zur Entstehung der
Bündniskonstellationen beitrug, die sich im Ersten Weltkrieg gegenüberstanden.
6. Diskutieren Sie die Frage, inwieweit mit dem Ende des Ersten Weltkrieges auch das
Ende der Herrschaft des Imperialismus einsetzte.