1. In dieser Aufgabe sollen Sie entscheiden, ob die jeweilige Aussage mit Bezug auf die
Verfassung des Reiches von 1871 richtig oder falsch ist.
2. a) Nennen Sie die nach Bismarcks Ansicht als „Reichsfeinde“ anzusehenden Gruppen im Kaiserreich und erklären Sie, wie er gegen diese vorging. Berücksichtigen
Sie in Ihrer Antwort auch die Folgen dieser Maßnahmen.
b) Erläutern Sie die Bedeutung der zwischen 1883 und 1889 im Reichstag
verabschiedeten Sozialgesetze aus der Sicht eines politisch sozialdemokratisch
orientierten Fabrikarbeiters.
3. Bismarck hat sein außenpolitisches Konzept 1877 im Kissinger Diktat so formuliert:
„Wenn ich arbeitsfähig wäre, könnte ich das Bild vervollständigen und feiner
ausarbeiten, welches mir vorschwebt: nicht das irgend eines [sic] Ländererwerbes, sondern das einer politischen Gesamtsituation, in welcher alle
Mächte außer Frankreich unser bedürfen, und von Koalitionen gegen uns
durch ihre Beziehungen zueinander nach Möglichkeit abgehalten
werden. (…)“
a) Erklären Sie, mit welchen Mitteln Bismarck das beschriebene Ziel zu erreichen
versuchte. Berücksichtigen Sie in Ihrer Antwort den Grundkonflikt
der deutschen Außenpolitik nach 1871.
b) Beschreiben Sie, worin sich die deutsche Außenpolitik nach 1890
von der Bismarcks unterschied.
4. a) Erklären Sie in Ihren Worten, was unter dem Begriff „Imperialismus“
zu verstehen ist.
b) Beschreiben Sie, in wessen Auftrag und mit welchen Methoden 1884/85
deutsche Schutzgebiete bzw. Kolonien erworben wurden.
c) Nehmen Sie Stellung zur Art, wie in deutschen Kolonien Herrschaft
über die einheimische Bevölkerung ausgeübt wurde.
5. „In der Dreiheit von Flottenfrage, politischem Abkommen und Kolonialverständigung legten die Deutschen von vornherein das größte Gewicht auf den politischen
Ausgleich (…). Obwohl also die Deutschen in der Frage des maritimen Wettrüstens
zu einem Entgegenkommen nicht bereit waren, forderten sie in der Diskussion über
einen politischen Ausgleich eine sehr weitgehende Bindung Englands. Bethmann
Hollweg, als der formell verantwortliche Leiter der Reichspolitik, wie der Kaiser
lehnten das englische Angebot einer Neutralität im Falle eines unprovozierten Angriffs auf Deutschland beharrlich ab, forderten vielmehr von England neben einem
Deutschland adäquaten Kolonialreich eine Neutralitätszusage (…). Diese von
Deutschland verlangte vertragsmäßige Zusage hätte Deutschland freie Hand gegenüber Frankreich gegeben, da England sich auch aus einem von Deutschland provozierten Kontinentalkrieg hätte heraushalten müssen, ganz abgesehen davon, daß
[sic] es durch ein so weitgehendes Versprechen seine eigenen Ententen, die in ihren
Abmachungen weniger strikt waren, gefährdet hätte. (…) Das beharrliche Festhalten
an einer Politik, die die freie Hand auf dem Kontinent bei gleichzeitiger Neutralisierung Englands intendierte, unterstreicht erneut, wie sehr die deutsche Führung um
diese Zeit bereits die kriegerische Auseinandersetzung mit Frankreich und Rußland
[sic] für wahrscheinlich, wenn nicht nahe bevorstehend oder gar unvermeidlich
hielt.“ (F. Fischer: Griff nach der Weltmacht. Düsseldorf 1977, S. 43 f.)
a) Kreuzen Sie an, auf welchen Zusammenhang sich Fritz Fischer in seiner Darstellung bezieht.
auf die Algeciras-Konferenz von 1906.
auf die Haldane-Mission von 1912.
auf den Helgoland-Sansibar-Vertrag von 1890.
auf diplomatische Bemühungen in der Julikrise von 1914.
Erklären Sie Ihre Entscheidung in einem Satz.
b) Begründen Sie mit Bezug auf den Text von Fritz Fischer, woran vor 1914
der Versuch eines deutsch-britischen Interessenausgleichs scheiterte. Denken Sie
in der Antwort daran, dass Ihre Argumentation gewinnt, wenn Sie auf die Entwicklung dieses Verhältnisses eingehen.
6. Nennen Sie die beiden wesentlichen auf dem sogenannten „Kriegsrat“ im Dezember
1912 in Berlin besprochenen Punkte.
7. Füllen Sie die Leerstellen im folgenden Text mit den sachlich richtigen Daten oder
Begriffen aus.