1. Aufgabe: Grundkurs
Interpretieren Sie die Erzählung „San Salvador“ von Peter Bichsel.
Berücksichtigen Sie dabei auch folgende Gesichtspunkte:
– Inhalt und Aufbau
– Erzählperspektive und Sprache der Erzählung
– Charakterisierung der Figuren
– Textkohärenz
– Gattungskriterien
Verwenden Sie nach Möglichkeit die in diesem Studienheft eingeführten Begriffe.
Peter Bichsel: San Salvador
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Er hatte sich eine Füllfeder gekauft.
Nachdem er mehrmals seine Unterschrift, dann seine Initialen, seine Adresse,
einige Wellenlinien, dann die Adresse seiner Eltern auf ein Blatt gezeichnet
hatte, nahm er einen neuen Bogen, faltete ihn sorgfältig und schrieb: „Mir
ist es hier zu kalt“, dann, „ich gehe nach Südamerika“, dann hielt er inne,
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schraubte die Kappe auf die Feder, betrachtete den Bogen und sah, wie die
Tinte eintrocknete und dunkel wurde (in der Papeterie garantierte man, dass
sie schwarz werde), dann nahm er seine Feder erneut zur Hand und setzte
noch großzügig seinen Namen Paul darunter.
Dann saß er da.
©© F eF©ren Frsentursndcsicehhnuuzleleennnt rH uHamma Hmbaumbrgubrugrg
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Später räumte er die Zeitungen vom Tisch, überflog dabei die Kinoinserate,
dachte an irgendetwas, schob den Aschenbecher beiseite, zerriss den Zettel mit
den Wellenlinien, entleerte seine Feder und füllte sie wieder. Für die Kinovorstellung
war es jetzt zu spät.
Die Probe des Kirchenchores dauert bis neun Uhr, um halb zehn würde Hilde-
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gard zurück sein. Er wartete auf Hildegard. Zu all dem Musik aus dem Radio.
Jetzt drehte er das Radio ab.
Auf dem Tisch, mitten auf dem Tisch, lag nun der gefaltete Bogen, darauf
stand in blauschwarzer Schrift sein Name Paul.
„Mir ist es hier zu kalt“, stand auch darauf.
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Nun würde also Hildegard heimkommen, um halb zehn. Es war jetzt neun
Uhr. Sie läse seine Mitteilung, erschräke dabei, glaubte wohl das mit Südamerika
nicht, würde dennoch die Hemden im Kasten zählen, etwas müsste ja
geschehen sein.
Sie würde in den „Löwen“ telefonieren.
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Der „Löwen“ ist mittwochs geschlossen.
Sie würde lächeln und verzweifeln und sich damit abfinden, vielleicht.
Sie würde sich mehrmals die Haare aus dem Gesicht streichen, mit dem Ringfinger
der linken Hand beidseitig der Schläfe entlangfahren, dann langsam den
Mantel aufknöpfen.
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Dann saß er da, überlegte, wem er einen Brief schreiben könnte, las die Gebrauchsanweisung
für den Füller noch einmal – leicht nach rechts drehen – las
auch den französischen Text, verglich den englischen mit dem deutschen, sah
wieder seinen Zettel, dachte an Palmen, dachte an Hildegard.
Saß da.
Und um halb zehn kam Hildegard und fragte: „Schlafen die Kinder?“
Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht.
[aus: Deutsche Kurzgeschichten. 11.–13. Schuljahr. Stuttgart (Reclam)]