1. Aufgabe:
Kapitalerhöhung
Nachstehend ist ein Auszug aus einem Bezugsangebot der Nordbau AG gegeben.
„Unter Ausnutzung des genehmigten Kapitals hat der Vorstand am 20. April X1 mit Zustimmung des Aufsichtsrates vom gleichen Tag beschlossen, das Grundkapital von 804 000 TEUR um 321 600 TEUR auf 1 125 600 TEUR durch Ausgabe von Stammaktien ohne Nennbetrag (Stückaktien), auf die jeweils ein anteiliger Betrag des Grundkapitals von 3 € entfällt, gegen Bareinlagen zu erhöhen …
Die neuen Aktien werden von einem Bankenkonsortium mit der Auflage übernommen, sie den Aktionären der Nordbau AG im Verhältnis 5 : 2 anzubieten.
Der Bezugspreis je bezogener neuer Aktie beträgt 12 € …“
Die Aktien der Nordbau AG wurden vor der Kapitalerhöhung mit 13,75 € je Stückaktie an der Börse gehandelt. Emissionskosten fallen für die Nordbau AG nicht an, da diese von der Konsortialführerin übernommen werden.
Aufgaben:
a) Grenzen Sie die vorliegende Form der Kapitalerhöhung von der ordentlichen Kapitalerhöhung (in Kurzform!) ab und führen Sie 2 Vorteile dieser Form der Kapitalerhöhung an.
b) Bestätigen Sie durch Rechnung das im Bezugsprospekt genannte Bezugsverhältnis.
c) Berechnen Sie den Betrag in Euro, der der Nordbau AG durch die Kapitalerhöhung zufließt.
d) Geben Sie an, um welche Beträge sich die durch die Kapitalerhöhung betroffenen Kapitalpositionen (Bilanzposten) ändern.
e) Ein Investor, der vor der Kapitalerhöhung über einen Aktienbestand der Nordbau AG von 2 000 Stück verfügte, möchte sein Aktiendepot im Rahmen dieser Kapitalerhöhung um weitere 2 000 Aktien der Nordbau AG erhöhen.
Berechnen Sie in übersichtlicher Form, welchen Betrag der Investor für diesen Aktienerwerb aufwenden muss.
Unterstellen Sie dabei, dass
– der Börsenkurs des Bezugsrechtes mit dem rechnerischen Wert übereinstimmt und
– keine Bankspesen anfallen.
f) Berechnen Sie den Mischkurs, auf den sich der Börsenkurs der Nordbau AG nach der Kapitalerhöhung (theoretisch) einpendeln müsste.
[. . .]
<Pkt.>/28 Pkt.
2. Aufgabe:
Gewinnverwendungsrechnung
Der Jahresabschluss einer AG weist vor der Hauptversammlung u.a. die nachstehenden Werte aus:
Gezeichnetes Kapital 5 000 000,– €
Kapitalrücklage 100 000,– €
Gesetzliche Rücklage 234 000,– €
Andere Gewinnrücklagen 171 000,– €
Gewinnvortrag 14 000,– €
Jahresüberschuss 880 000,– €
a) Ermitteln Sie in einer übersichtlichen Aufstellung den Bilanzgewinn unter Beachtung folgender Angaben:
• Einstellung in die gesetzliche Rücklage nach den Vorschriften des AktG.
• Einstellung in die andere Gewinnrücklage erfolgt durch Vorstand und Aufsichtsrat; es soll der nach dem AktG höchstmögliche Betrag eingestellt werden.
Erläutern und begründen Sie die Regelungen zur Gewinnverwendung.
b) Ermitteln Sie den höchstmöglichen Dividendensatz (auf 1/10 %, also eine Nachkommastelle genau) und den neuen Gewinnvortrag.
c) Berechnen Sie den Selbstfinanzierungsgrad nach der Gewinnthesaurierung (genau auf 2 Nachkommastellen).
[. . .]
<Pkt.>/24 Pkt.
3. Aufgabe:
Umfinanzierung
Karl Ahrens e.K. will die betriebliche Kapazität erweitern und plant deshalb weitere Investitionen in einer Höhe von 360 000,– €. Die dazu benötigten liquiden Mittel sollen durch eine Verringerung der Kapitalbindung im Vorratsvermögen gewonnen werden.
Karl Ahrens e.K. hatte im abgelaufenen Jahr einen Materialaufwand von 7 200 000,– €. Der durchschnittliche Lagerbestand der Werkstoffe betrug 1 800 000,– €.
Aufgaben:
a) Errechnen Sie die bisherige Lagerumschlagshäufigkeit und ermitteln Sie rechnerisch den neuen durchschnittlichen Lagerbestand, wenn das Unternehmen mit dem Materialaufwand des Vorjahres rechnet und das obige Ziel erreicht werden soll.
b) Berechnen Sie die neue Lagerumschlagshäufigkeit.
c) Geben Sie drei Maßnehmen an, durch die eine höhere Lagerumschlagshäufigkeit erreicht werden könnte.
Fortsetzung des Sachverhalts:
Außerdem kann ein Verwaltungsgebäude, das im Zentrum einer Großstadt liegt, im Rahmen des Sale-and-lease-back-Verfahrens für 2 000 000,– € (Buchwert 1 200 000,– €) veräußert und mit einer Leasingrate von 12 % p.a. – bezogen auf den Verkaufspreis – zurückgemietet werden. Der Satz für ertragsabhängige Steuern beträgt 30 %. Von der aus den Nettomittelzuflüssen finanzierbaren Investition wird eine Rendite von 14 % p.a. erwartet. Der Einfluss der Leasinggebühren als gewinnmindernder Aufwand auf die ertragsabhängigen Steuern soll nicht beachtet werden.
d) Erläutern Sie das Sale-and-lease-back-Verfahren kurz, aber prägnant.
e) Untersuchen Sie durch Rechnung, ob das Verfahren unter Finanzierungsaspekten angewandt werden sollte.
f) Nennen Sie 2 Nachteile des Sale-and-lease-back-Verfahrens.
[. . .]
<Pkt.>/24 Pkt.
4. Aufgabe:
Innenfinanzierungspotential
Die Gewinn-und-Verlust-Rechnung eines Fertigungsbetriebes in der Rechtsform einer GmbH zeigt folgendes Bild (in Mio. €):
Umsatzerlöse 2 500
Bestandsminderungen 100
Aktivierte Eigenleistungen 40
Materialaufwand 900
Personalaufwand 780
Abschreibungen auf Sachanlagen 680
Sonstige betriebliche Aufwendungen 60
Zinsaufwand 50
Steuern vom Einkommen und Ertrag 30
Sonstige Steuern 20
Jahresfehlbetrag 80
Anmerkung: Im Personalaufwand sind 60 Mio. € an Aufwand für Altersversorgung enthalten, davon wurden 10 Mio. € an die im Ruhestand befindlichen Mitarbeiter gezahlt, sodass sich die Pensionsrückstellungen um 50 Mio. € erhöhten.
a) Berechnen Sie in einer übersichtlichen Aufstellung den Bruttocashflow nach DVFA/SG. Beachten Sie, dass es sich hier um eine Kapitalgesellschaft handelt.
b) Interpretieren und bewerten Sie das unter a) ermittelte Ergebnis, indem Sie markante Tatbestände in Kurzform darstellen.
c) Legen Sie drei Vorteile der Cashflowfinanzierung (Innenfinanzierung) gegenüber der Fremdfinanzierung aus der Sicht des investierenden Unternehmens dar.