1. Aufgabe:
Die Brink AG, ein mittelständisches Industrieunternehmen, mietet im Jahr X1 ein Gewerbegrundstück für einen Zeitraum von 20 Jahren an. Sie lässt auf diesem Grundstück eine Industrieanlage errichten. Als Anschaffungskosten für diese Anlage sind zu berücksichtigen:
• Abrisskosten für ein bislang auf dem Grundstück befindliches Gebäude, brutto 238 000 €
• Erwerbspreis für das neu errichtete Gebäude, netto 1 050 000 €
• Erwerbspreis für die eingebauten Industrievorrichtungen, brutto 1 130 500 €
Das Unternehmen ist zum vollen Vorsteuerabzug berechtigt, der gültige Umsatzsteuersatz beträgt 19 %. Die Rechnung für die Abrisskosten wird unter Abzug von 5 % Skonto beglichen. Aufgrund technischer Anfangsprobleme erwirkt die Brink AG einen Preisnachlass auf die eingebauten Industrievorrichtungen in Höhe von 20 %.
Gemäß Mietvertrag ist die Brink AG verpflichtet, am Ende der Vertragsdauer die errichteten Industrieanlagen nebst Gebäude vollständig abzubauen. Die Kosten für diesen Abbau können zuverlässig auf netto 400 000 € geschätzt werden. Der relevante Zinssatz beträgt 6 % p.a.
Die Voraussetzungen zur Bildung einer Rückstellung sollen als gegeben angesehen werden.
Ermitteln Sie die Anschaffungskosten für die Industrieanlage und stellen Sie die bilanzielle Behandlung der relevanten Positionen für die Jahre X1 bis X3 dar. Gehen Sie dabei von einer vollen Jahresabschreibung im Jahr X1 aus. Für die Wahl des Abschreibungsverfahrens ist von einer gleichmäßigen Abnutzung der Industrieanlage über die Nutzungsdauer auszugehen.
Das Geschäftsjahr der Brink AG entspricht dem Kalenderjahr.
2. Aufgabe:
Die Seeteufel GmbH, ein deutsches Unternehmen, das eine eigene Fischfangflotte besitzt und den selbst gefangenen Fisch industriell bearbeitet (Fischkonserven), erwirbt am 14.04.X1 von einer norddeutschen Reederei ein neues Schiff, das dem Zweck des Fischfangs dienen soll. Die Anschaffungskosten für das gesamte Schiff betragen netto 15 000 000 €. Als Nutzungsdauer für das Schiff werden aufgrund von Erfahrungswerten 20 Jahre unterstellt. In Bezug auf das Schiff wird von einer gleichmäßigen Abnutzung über die Nutzungsdauer ausgegangen.
Der Motor des Schiffs muss erfahrungsgemäß alle acht Jahre ausgewechselt werden, für ihn können anteilige Anschaffungskosten in Höhe von 2 000 000 € zuverlässig identifiziert werden. Der Motor ist zum Ende seiner Nutzungsdauer stärker wartungs- und reparaturanfällig als zu Beginn, sodass von keiner gleichmäßigen Abnutzung ausgegangen werden kann.
Die Tanks, in denen der Fang aufbewahrt und gekühlt wird, müssen regelmäßig alle sechs Jahre erneuert werden. Die anteiligen Anschaffungskosten werden zuverlässig mit 1 500 000 € berechnet. Die Abnutzung der Tanks erfolgt gleichmäßig über ihre Nutzungsdauer.
Alle vier Jahre muss das Schiff einer Großinspektion unterzogen werden. Die Kosten für diese Großinspektion betragen regelmäßig 520 000 €. Während der Inspektion ist das Schiff vier Wochen nicht einsatzfähig.
Im Fall einer nicht gleichmäßigen Abnutzung einzelner Bestandteile des Schiffs soll die geometrisch-degressive Abschreibung (Abschreibungssatz: 20 %) für die Folgebewertung angewendet werden.
Die Seeteufel GmbH ist zum vollen Vorsteuerabzug berechtigt.
Das Geschäftsjahr der Seeteufel GmbH entspricht dem Kalenderjahr.
a) Führen Sie die erforderlichen Buchungen für die Anschaffung des Schiffs per 14.04.X1 in Form eines Buchungssatzes durch. Der Seeteufel GmbH wird ein Zahlungsziel von 120 Tagen für den gesamten Kaufpreis gewährt.
b) Stellen Sie die Folgebewertung für die Jahre X1–X5 in Form eines tabellarischen Abschreibungsplans dar. Erläutern Sie Ihr Vorgehen dabei.
3. Aufgabe:
Das Industrieunternehmen Olmanda AG schließt am 10.12.X1 mit einem Bauunternehmen einen Vertrag zum Bau einer Produktionshalle ab. Der vereinbarte Zeitraum für die Fertigstellung beträgt zwei Jahre.
Das Bauvorhaben wird am 18.01.X2 begonnen, die Halle wird am 01.05.X4 fertiggestellt und übergeben.
Der Kaufpreis für die Halle beträgt insgesamt 14 600 000 €.
Der Vertrag sieht folgende Teilzahlungen vor:
31.01.X2 (Baubeginn): 3 000 000 €
31.07.X2: 3 000 000 €
31.01.X3: 4 000 000 €
31.07.X3: 4 600 000 €
Zur Finanzierung der Teilzahlungen nimmt das Industrieunternehmen jeweils Darlehen bei seiner Hausbank auf. Somit ist es in der Lage, die Teilzahlungen jeweils fristgerecht zu erbringen. Die Darlehen werden jeweils ohne Abzug eines Disagios in voller Höhe ausgezahlt.
Das Darlehen I (Aufnahme zum 31.01.X2) ist zum Ende des Jahres X2 zu tilgen. Für dieses Darlehen erhebt die Bank eine Gebühr in Höhe von 1,5 % (bezogen auf die Darlehenssumme).
Die Darlehen II – IV (Aufnahme zum 31.07.X2, 31.01.X3 und 31.07.X3) sind Anfang Juli X4 zu tilgen. Die Hausbank gewährt diese Darlehen gebührenfrei.
Zinssätze:
7,5 % p.a. für die in X2 aufgenommenen Darlehensbeträge 6,0 % p.a. für die in X3 aufgenommenen Darlehensbeträge
Außer dem Kaufpreis und den Finanzierungskosten entstehen dem Käuferunternehmen für die Anschaffung der Halle keine weiteren Kosten.
Ermitteln Sie die Anschaffungskosten, die das Industrieunternehmen zu folgenden Zeitpunkten zu aktivieren hat:
a) 31.12.X1 (Bilanzstichtag X1)
b) 31.12.X2 (Bilanzstichtag X2)
c) 31.12.X3 (Bilanzstichtag X3)
d) 30.06.X4 (Halbjahresbericht nach Fertigstellung und Übergabe der Halle – ggf. zu berechnende Teilabschreibungen sollen unberücksichtigt bleiben.)
Hinweis:
Für die Berechnung der Zinsen soll das deutsche Verfahren angewendet werden. Hierbei hat das Zinsjahr 360 Tage, jeder volle Monat wird mit 30 Zinstagen angesetzt, unabhängig davon, wie viele Tage der jeweilige Monat tatsächlich hat. Das bedeutet, dass ein am 31.01. aufgenommenes Darlehen für insgesamt 11 Monate (330 von 360 Tagen) zu verzinsen ist.
4. Aufgabe:
Die Cargocarrier AG, ein Transportunternehmen, erwirbt im Januar X1 einen Spezialtransporter zu Anschaffungskosten von 500 000 €. Die AG bewertet Fahrzeuge in der Folge grundsätzlich nach dem Neubewertungsmodell.
Der Spezialtransporter wird linear über 8 Jahre abgeschrieben.
Das Geschäftsjahr der Cargocarrier AG entspricht dem Kalenderjahr.
Da es sich um ein Spezialfahrzeug handelt, das nicht aktiv am Markt gehandelt wird, werden die Neubewertungen auf Basis fortgeführter Wiederbeschaffungskosten vorgenommen.
Die Wiederbeschaffungskosten betragen während der Nutzungsdauer des Spezialtransporters:
Im Jahr X2 480 000 €
Im Jahr X4 720 000 €
Im Jahr X7 600 000 €
a) Stellen Sie die Entwicklung des Vermögenswertes, der Neubewertungsrücklage und der Gewinnrücklage in nachfolgend abgebildeter Tabelle dar. Gehen Sie dabei davon aus, dass das Unternehmen beabsichtigt, eine eventuelle Neubewertungsrücklage erst bei Ausbuchung der Anlage vollständig der Gewinnrücklage zuzuführen. Erläutern Sie Ihr Vorgehen.
Jahr Buchwert
in €
(31.12.) Abschreibung
in € Neubewertungsbetrag
in € Neubewertungs- rücklage in € Gewinnrücklage in € Aufwand/Ertrag
in €
a) Bilden Sie die notwendigen Buchungssätze jeweils zum Ende des Geschäftsjahres. Sind Buchungen an verschiedenen Bilanzstichtagen identisch, so können Sie diese zusammenfassen.