1. Die beiden gebräuchlichen Definitionen des Begriffes Patientensicherheit unterscheiden sich graduell hinsichtlich ihres Bedeutungsinhalts. Erläutern Sie die jeweils betonten Aspekte der beiden Definitionen.
2. Erklären Sie den Bezug des Human Factor-Ansatzes zu den charakterisierenden Prinzipien von Hochrisikoorganisationen im Umgang mit Komplexität und Risiken.
3. Eine Patientin wird zur Metallentfernung am rechten Fußknöchel in den Operationssaal eingeschleust. Der Anästhesiepfleger gleicht Patientenidentität, Eingriffsart und Operationsseite ab. Da eine Markierung der betreffenden Seite nicht vorgenommen wurde, fragt er die Patientin sicherheitshalber nach der Eingriffsseite. Nach der Narkoseeinleitung übernimmt das OP-Team die Lagerung der Patientin. Während der Anästhesist bei der Patientin wacht, bereitet der Pfleger die nächste Narkose im Einleitungsraum vor. Als er zufällig wieder in den OP kommt, sieht er, wie das linke Bein der Patientin zur Operation gelagert wurde und gerade desinfiziert wird. Auf seinen korrigierenden Hinweis entgegnet die Operateurin, dass sie sich an den Narben am linken Fußknöchel orientiert habe.
a) Erläutern Sie, um welche Art von Fehler es sich gemäß der Terminologie zur Patientensicherheit in diesem Fall handelt.
b) Welche Art von Fehler gemäß der üblichen Terminologie hätte vorgelegen, wenn der Irrtum nicht rechtzeitig bemerkt worden wäre?
4. In der Diskussion um die Patientensicherheit wird das Problem häufig mit dem Argument relativiert, dass sich die Zahl der Behandlungsfehler im Verhältnis zur Gesamtheit der Krankenhausbehandlungen im Promillebereich befände. Erklären Sie, welche methodischen Probleme dazu führen können, dass das Problem der Patientensicherheit womöglich unterschätzt wird.
5. Beschreiben Sie den Zusammenhang zwischen Behandlungsschäden und dem unternehmerischen Risiko von Krankenhäusern am Beispiel der mal practice crisis.
6. Vereinfacht wird die Entstehung von Schäden als eine Abfolge von Ereignissen (Fehlerkette) erklärt. An deren scharfem Ende (sharp end) befindet sich ein Mitarbeiter in der ungünstigen Position, die Fehlentwicklung zu kennen und einen Schaden durch geeignete Gegenmaßnahmen zu vermeiden oder aber durch eine eigene initiale Fehlleistung erst herbeizuführen. Erklären Sie, wie diese Fehlleistung und das Problemlösen nach dem personenorientierten Ansatz zusammenhängen.
7. Stellen Sie den Zusammenhang zwischen Sicherheitskultur und lernender Organisation her.
8. Als Mitarbeiter des hiesigen Klinikmanagements werden Sie gebeten, für die nächste Sitzung des Verwaltungsrats ein Thesenpapier zur Einführung eines Critical Incident Reporting-Systems/Berichts- und Lernsystems vorzubereiten. Skizzieren Sie die wichtigsten Maßnahmen entlang der ersten beiden Implementierungsschritte (auf etwa 1,5 Seiten). Nennen und begründen Sie konkrete Maßnahmen bzw. Vorschläge wie z. B. die Beteiligung des Betriebsrats.