Situation 1:
Aufgabe:
Der vorsteuerabzugsberechtigte Geschenke-Shop Schöngeist e.K. erhält von zwei Lieferanten ein Angebot über zehn handgefertigte Gartenfiguren „Helena" als Wasserspeier:
Lieferant A: Angebotspreis „2 975,00 Euro inklusive 19 Prozent USt“.
Lieferant B: Angebotspreis „2 975,00 Euro, Kleinunternehmer gemäß UStG“.
Erläutern Sie, für welches der beiden Angebote sich der Geschenke-Shop Schöngeist e.K. aus Kostengründen entscheiden sollte. Gehen Sie in Ihrer Antwort auf beide Angebote ein.
Situation 2:
Aufgabe:
Die Süßholzraspel-AG hat im Jahr 2022 einen Gewinn vor Steuern und zugleich ein zu versteuerndes Einkommen in Höhe von 10 295 400,00 Euro erwirtschaftet. Die Gewerbesteuer beträgt 1 441 600,00 Euro. Beantworten Sie rechnerisch nachvollziehbar folgende Fragen:
a) Wie hoch ist die maximale Ausschüttung (Bardividende) der Süßholzraspel-AG? (4 Pkt.)
b) Wie hoch ist die maximale Auszahlung (Nettodividende) an die konfessionslosen Anteilseigner? (3 Pkt.)
Situation 3:
Aufgabe:
Der Einkommensteuerbescheid der Steuerpflichtigen Tülay Tücülü wurde vom Finanzamt am Mittwoch, 28.06.2023 (Datum des Poststempels) bei der Post aufgegeben. Die Einkommensteuer wurde auf 15 729,00 Euro festgesetzt. Im Rahmen ihres Bescheids wurden Werbungskosten in Höhe von 1 400,00 Euro zu Unrecht vom Finanzamt nicht anerkannt, sodass sich bei ihr eine Nachforderung ergibt.
a) Bis zu welchem Zeitpunkt (Datum, Uhrzeit) muss Frau Tücülü spätestens Einspruch gegen den Bescheid einlegen? Berechnen Sie bitte die Rechtsbehelfsfrist mithilfe eines Kalenders, und geben Sie dabei folgende Datumsangaben an: Bekanntgabe des Steuerbescheids, Beginn der Rechtsbehelfsfrist und Ende der Rechtsbehelfsfrist. (6 Pkt.)
b) Erläutern Sie, welche Wirkungen Ihr Vorgehen auf den Steuerbescheid hat. (8 Pkt.)
Situation 4:
Aufgabe:
1. Beschreiben Sie die Einkommensteuer anhand von vier Merkmalen. (4 Pkt.)
2. Erläutern Sie, wer nach dem Einkommensteuergesetz
• unbeschränkt einkommensteuerpflichtig und
• beschränkt einkommensteuerpflichtig
ist. (4 Pkt.)
3. Erläutern Sie die Folgen der
• unbeschränkten Einkommensteuerpflicht und der
• beschränkten Einkommensteuerpflicht
auf den Umfang der Besteuerung. (4 Pkt.)
Situation 5:
Aufgabe:
Bei einem gewerbesteuerpflichtigen Unternehmen fallen im Wirtschaftsjahr 2022 folgende Beträge an, die bei der Ermittlung des Gewinns abgesetzt worden sind:
• Zinsaufwendungen für langfristige Kredite 130.000,00 Euro
• Zinsaufwendungen für kurzfristige Kredite 19.000,00 Euro
• Gewinnanteil des (typisch) stillen Gesellschafters 30.000,00 Euro
• Mietaufwendungen für eine Computeranlage 25.000,00 Euro
• Pachtaufwendungen für ein gemietetes Grundstück 58.500,00 Euro
Ermitteln Sie die gewerbesteuerlichen Hinzurechnungen nach § 8 Nr. 1 GewStG.
Situation 6:
Aufgabe:
Eine OHG mit Sitz in der Hansestadt Lübeck hat im Jahr 2022 einen Gewinn aus Gewerbebetrieb in Höhe von 84 695,00 Euro erwirtschaftet. Für die Ermittlung der Gewerbesteuerschuld sind Hinzurechnungen laut § 8 GewStG i.H.v. 12 125,00 Euro über den Hinzurechnungsfreibetrag hinaus und Kürzungen laut § 9 GewStG in Höhe von 4 800,00 Euro zu berücksichtigen.
• Fertigen Sie ein vollständiges Berechnungsschema zur Ermittlung der Gewerbesteuer an. Gehen Sie dabei von einem Hebesatz in Höhe von 450 Prozent aus.
Situation 7:
Aufgabe:
Der alleinerziehende Steuerpflichtige Horst von Horsten erzielt im Jahr 2022 als Arbeitnehmer Arbeitslohn in Höhe von 64 000,00 Euro. Er macht Werbungskosten in Höhe von 975,00 Euro geltend. Neben seiner Tätigkeit als Arbeitnehmer betreibt er einen Internethandel. 2022 betrugen die Einnahmen aus diesem Gewerbebetrieb 28 000,00 Euro. Für den Einkauf von Waren, die Werbung und Ähnliches musste er 21 200,00 Euro aufwenden. Von Horsten macht Sonderausgaben in Höhe von 10 450,00 Euro und außergewöhnliche Belastungen in Höhe von 600,00 Euro (nach Abzug der zumutbaren Eigenbelastung) geltend. Die vom Finanzamt durchgeführte Günstigerprüfung ergab, dass das Kindergeld bei von Horsten zu einer höheren steuerlichen Entlastung führt als der Ansatz des Kinderfreibetrags und des Freibetrags für Betreuungs- und Erziehungs- oder Ausbildungsbedarf nach § 32 Abs. 6 EStG. Von Horsten lebt mit seinem minderjährigen Kind allein in einem Haushalt.
Berechnen Sie mithilfe eines nachvollziehbaren Schemas, das die unten angegebenen Bestandteile enthält, das zu versteuernde Einkommen von Herrn von Horsten:
• Einkünfte der betreffenden Einkunftsarten
• Summe der Einkünfte
• Gesamtbetrag der Einkünfte
• Einkommen
• zu versteuerndes Einkommen
Aufgabe:
Die ledige selbstständige Steuerberaterin Clara Fall möchte im Jahr 2022 folgende Vorsorgeaufwendungen als Sonderausgaben geltend machen:
• 4 950,00 Euro für die Basiskrankenversicherung, davon 450,00 Euro Beiträge für ihren 19-jährigen Sohn zur studentischen Krankenversicherung,
• 135,00 Euro für die Hausratversicherung,
• 280,00 Euro Haftpflichtversicherung für den privaten Pkw,
• 110,00 Euro Privathaftpflichtversicherung,
• 150,00 Euro Haftpflichtversicherung für ihren Hund,
• 2 880,00 Euro Risikolebensversicherung.
Ermitteln Sie den Betrag, den Clara Fall bei der Veranlagung im VZ 2022 als Vorsorgeaufwendungen im Rahmen von Sonderausgaben ansetzen kann.
Situation 9:
Aufgabe:
Ordnen Sie in der Tabelle den jeweiligen Sachverhalten die richtige Kategorie durch Ankreuzen zu.
Situation 10:
Aufgabe:
Prüfen und begründen Sie bei den Sachverhalten 1 bis 3 die handels- und steuerrechtliche Buchführungspflicht.
1. Der selbstständig tätige Steuerberater Gerhard Ordnung betreibt seine Kanzlei in Hamburg. Im Jahr 2023 betragen sein Umsatz 360.000 Euro und sein Gewinn 150.000 Euro.
2. Die Textileinzelhändlerin Polly Ester hat zu Beginn des vergangenen Jahres ihren Betrieb eröffnet; der Betrieb erfordert keine kaufmännische Organisation. Ihr Umsatz betrug im vergangenen Jahr 610.000 Euro und ihr Gewinn 28.000 Euro.
3. Karl Toffel hat in diesem Jahr einen Bio-Supermarkt eröffnet; aufgrund der großen Anzahl von Lieferanten ist eine kaufmännische Organisation unbedingt notwendig. Herr Toffel rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz von 300.000 Euro und einem Gewinn von 24.000 Euro. Er verzichtet auf die Anwendung des § 241a HGB.